daniela span - timeline


Oktober 2006 "Öffne dein Herz - open your heart" im Rahmen der Integrationskonferenz
Caritas Integrationshaus, Innsbruck




     

     

     





Eröffnungsrede von Ulli Mair anläßlich der Ausstellung im Caritas-Integrationshaus

Liebe Betreiber des Integrationshauses
liebe Gastgeber
liebe Daniela Span
liebe Freunde des Integrationshauses
sehr geehrte Damen und Herren!
 
Ich freue mich ganz besonders, dass ich heute diese Ausstellung eröffnen darf. Ich freu mich zum einen, weil dies hier ein ganz besonderer Ort für eine Ausstellung ist und zum anderen, weil ich die Arbeiten von Daniela Span schon seit vielen Jahren kenne und es auch nicht die erste Ausstellung von Daniela Span ist, die ich eröffnen darf.
 
Die Rezeption von Kunst hängt immer auch mit dem Ort ihrer Präsentation zusammen und wer das System Kunst kennt, weiss dass es immens schwierig geworden ist im Kunstbetrieb mit seinen eigenen Gesetzmässigkeiten gesellschaftlich relevante und hier besonders gesellschaftlich relevante einfache Botschaften zu transportieren.
 
Das Allermutigste allerdings, das man in dem doch sehr theoretischen, meist abgehobenen und nicht zuletzt immer noch männlich dominierten Kunstbetrieb als weibliche Künstlerin tun kann, ist die Kunst auf eine emotionale Ebene herunter zu brechen und das tut Daniela Span konsequent seit vielen Jahren.
 
Deshalb scheint es mir auch folgerichtig, ihre Kunst an Orte wie zum Beispiel hier in das Integrationshaus  zu bringen, wo es von vornherein um gesellschaftspolitische Inhalte geht, wo diese  Inhalte auch gelebt werden und auch die emotionale Ebene eine fundamentale Rolle spielt.
Ich muss sagen, ich war sehr beeindruckt, wie ich zum ersten Mal in diesem Haus war, wie frei, offen und unkompliziert hier Integration im besten Sinn des Wortes funktioniert.
Und so ist der Titel der Ausstellung „Open your heart“ nicht nur programmatisch für die Arbeiten von Daniela Span sondern auch für den Ort, an dem sie gezeigt werden.
 
„Open your heart“ ist der einfache Schlüssel für ein so komplexes Feld wie Integration, ein Wort das wir heute wie selbstverständlich im Zusammenhang mit Zuwanderung von Menschen aus fremden Ländern in den Mund nehmen. Sich fremd fühlen, nicht wirklich integriert sein in einem System, in einer Gesellschaft, ist aber nicht nur eine Frage der Herkunft aus einem fremden Land, mangelnde Integration hat viele Facetten, ich denke dabei an Armut, Krankheit, Behinderung und vieles mehr.
Sich fremd fühlen, nicht wirklich integriert sein in einem System, in einer Gesellschaft ist aber nicht zuletzt auch eine Frage des Geschlechts.
Vor diesem Hintergrund lassen sich die Arbeiten von Daniela Span verstehen.
Wie fühlt man sich als Frau in einem immer noch männlich dominierten System? Wie fühlt man sich als weibliche Künstlerin in einem vorwiegend männlich dominierten Kunstbetrieb?
Für Daniela Span ist das Verhältnis der Geschlechter, besser gesagt das Verständnis der Geschlechter eine  Methapher für Integration, die sie mit künstlerischen Mitteln bearbeitet.
 
„Mein Blick auf die Welt ist ein weiblicher“, sagt Daniela Span, wobei der Blick des weiblichen Menschen von Anfang an entscheidend anders geprägt ist, als der des männlichen Menschen. Frauen werden in einer spezifischen Weise dazu angehalten, an der Oberfläche, an der äusseren Form hängen zu bleiben:
Nicht nur an ihrer eigenen äusseren Form, so gelten attraktives Aussehen, Charme und Liebenswürdigkeit immer noch als bevorzugte weibliche Tugenden, Frauen sind auch für die äussere Form ihrer unmittelbaren Umgebung zuständig: sie sind es, die diese angenehm und freundlich gestalten und schmücken.
 
Daniela Span setzt hier mit ihrer Arbeit an. Sie stellt sich dem Thema und weicht nicht aus. Sie verweilt geradezu hartnäckig und das jetzt schon seit vielen Jahren an dieser, jedenfalls im Kunstkontext angeprangerten, verpönten, im realen Leben von Frauen aber geradezu geforderten Oberfläche - am Dekorativen.
Hält dem Betrachter seine Betrachtungsweise gleichsam vor.
 
Vom Diktat des Kunstmarktes unbeeinflusst geht sie dabei ihren eigenen künstlerischen Weg, und dies weder mit lehrmeisterlicher Attitüde, noch intellektuell flüchtend, sondern in ernsthafter erfrischender Art und Weise.
 
Waren es früher noch viele unterschiedliche Materialien und Sujets, so hat sich Daniela Span zwar nicht in der Wahl der Techniken eingeschränkt, die von Siebdruck, über Collagen, Computergrafik, Skulptur bin hin zur Malerei reichen, wohl aber in der Wahl ihrer Sujets, die sie im wesentlichen auf Rosen und Herzen reduziert hat.
 
Geradezu penetrant und schonungslos wiederholt sie diese beiden Stilikonen des Dekorativen, ebenso penetrant und schonungslos wie das Dekorative als Zuschreibungskriterium weiblichen Seins bzw. weiblichen Sein Sollens offenbar unausrottbar wiederholt wird.
Wie unausrottbar diese Klischees sind, davon hat man sich gerade gestern bei der Verleihung des Woman Award für die anscheinend herausragensten bedeutensten Frauen der Welt überzeugen können.
Offenbar braucht es dafür heutzutage kein humanitäres Engagement, mehr sondern wie die Verleihung dieses Awards an Claudia Schiffer eindrucksvoll vor Augen geführt hat, reicht dafür schon eine anscheinend aussergewöhnliche Schönheit und der Erfolg als Model, den sie mit dieser Schönheit erreicht hat. Ich muss gestehen, mir ist der Mund offen geblieben.
 
Liebe Daniela, wie wir sehen, ist hier noch viel zu tun. In diesem Sinne wünsche ich Dir viel Erfolg mit deiner Ausstellung und für deine weitere Arbeit und uns allen wünsche ich einen schönen Abend hier im Intergrationshaus mit der musikalischen Gestaltung von Lissie Rettenwander bei afrikanischen Speisen.


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